Wieso ich noch nicht in Hawaii am Surfen bin
In der Wahlkampfleitung sein heisst unzählige Sitzungen abhalten und Konzepte schreiben, selbst im Bett noch über die Themen des Tages nachdenken usw. usf. Das Privatleben kommt dabei ziemlich kurz. „Wieso machst du das eigentlich?“ werden wir manchmal gefragt und letzthin haben wir uns beim Bier darauf geeinigt: aus Verantwortung, für die Idee und für das Ego.
Eigentlich kann ich mir ein Leben als Surfer in Hawaii sehr gut vorstellen. Ich bin kein Workaholic. Arbeit ist für mich Mittel zum Zweck und deshalb versuche ich sie eigentlich möglichst zu minimieren. Aber ich bin immer noch in Basel statt im Pazifik, weil ich meine Verantwortung wahrnehmen möchte. Schon mit zarten zehn Jahren hat mich Politik sehr interessiert. So wie andere sich für Automotoren, Fussball oder Literatur begeistern. Wenn man sich über Jahre mit etwas auseinandersetzt, dann eignet man sich auch ein Wissen und Können an, worüber andere aus naheliegenden Gründen nicht verfügen. Und das bringt Verantwortung mit sich. Ich könnte in Hawaii nicht ruhig surfen, wenn in Basel Sozialabbau und Fremdenhass Überhand nehmen würden.
Das Zweite sind die Ideale. Wir vertreten auch die Interessen unserer Basis, aber vor allem vertreten wir eine Idee. Die Idee vom menschlichen Fortschritt und Gerechtigkeit. Daran glaube ich. Es gibt viele Beispiele, dass diese hehren Ziele erreichbar sind. Und es gibt viele Menschen, bekanntere und unbekanntere, deren Einsatz mich immer wieder inspiriert. Gemeinsam können wir es schaffen. Freiheit, Gleichheit, Solidarität sind keine leeren Phrasen, sondern etwas wofür es sich zu kämpfen lohnt.
Natürlich gibt mir mein politisches Engagement eine gewisse Befriedigung. So wie jeder andere Job, wenn man ihn gut macht. Es tut dem Ego gut, wenn man als Lohn für harte Arbeit seinen eigenen Namen in der Zeitung liest. Oder wenn es einem gelingt, ein Thema zu setzen, die Diskussion in gewünschte Bahnen zu lenken oder die politischen Gegner zu übertrumpfen. Mag sein, dass ein Politiker ein bisschen Narzisst sein muss, wie das einige Kollegen sagen. Ich finde, ein Politiker muss vor allem eines: die Menschen lieben.