„Geben und Nehmen“ scheint dem Detailhandel fremd
Als Konservative und ewige Nein-Sager kanzeln vermeintlich moderne und urbane Zeitgenossen die Gewerkschaften und SP ab, welche die Verlängerung der Ladenöffnungszeiten am Samstag in Basel und die Ausweitung der Nachtarbeit in Tankstellen schweizweit bekämpfen (vgl. Artikel im Sonntag). Ist es denn modern, immer mehr Flexibilität zu fordern und gleichzeitig jeden Schutz und jede Gegenleistung abzulehnen?
Schlechte Arbeitsbedingungen – Einschränkung des sozialen Lebens
Die Verkäuferinnen und Verkäufer sind eine der Berufsgruppen mit den schlechtesten Arbeitsbedingungen. Etwa 25 Prozent verdienen unter 3500 CHF. Und das in einer Branche, in der sich durchaus gutes Geld verdienen lässt (vgl. C&A, Bata, Navyboot auf dem Bild unten). Hinzu kommt, dass die VerkäuferInnen bereits heute sehr flexibel sein müssen. Ein grosser Teil ist im Stundenlohn angestellt und Schwankungen im Verkaufsgang werden eins zu eins auf sie abgewälzt. Unsicherheit wird so zum Dauerbegleiter. Eine Ausweitung des Abendverkaufes am Samstag trifft das soziale Leben ganz stark. Und es ist auch kein Argument, dass andere auch abends arbeiten müssen. Entweder verdienen die mehr oder sie sind wie im Gastgewerbe immerhin durch einen Gesamtarbeitsvertrag geschützt. Man sollte sich auch nicht an denen unten, sondern an denen oben orientieren!
Salamitaktik – am Schluss trifft’s alle
Mit dem neusten Vorstoss der Grünliberalen, welche den 24h-Stundenbetrieb für den gesamten Detailhandel fordert, sind auf Bundesebene einige weitere Motionen zum Thema hängig (Abate, Lombardi…). Interessant ist die Argumentation: wenn die Tankstellen offen haben dürfen, sollen das auch andere Detailhändler können. So wird eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt, die am Schluss auch andere Branchen betrifft. In einem Produktionsbetrieb, den ich als Gewerkschafter betreue, wurden die Abendzulagen unter anderem mit dem Argument abgeschafft, dass auch Verkäuferinnen diese nicht mehr erhielten. Zuschläge werden in Gesamtarbeitsverträgen geregelt. Sie sind a) eine Gegenleistung und verteuern b) die Nachtarbeit, so dass sich ein Unternehmen zwei mal überlegt, ob es sich wirklich lohnt und nicht in jedem Fall abends arbeiten lässt.
Ohne GAV keine weitere Flexibilisierung
Die Position der SP Basel-Stadt ist, dass wir ohne funktionierende Sozialpartnerschaft keiner weiteren Flexibilisierung zustimmen. Das hat nichts mit Wirtschafts- oder Zukunftsfeindlichkeit zu tun, sondern mit Nähe zur Arbeiter- und Angestelltenschaft. Deshalb am 3.März Nein zu längeren Ladenöffnungszeiten in Basel.