Mit Chancengleichheit gegen Kriminalität
Gleiche Chancen für alle und ein tragfähiges soziales Netz sind die beste Prävention gegen Kriminalität. Solange mir niemand das Gegenteil beweist, richte ich danach mein politisches Handeln.
Mit Kriminalität wird von rechtsbürgerlicher Seite Politik gemacht. Gegen Ausländer_innen, gegen die Linken und Netten, gegen die „Kuscheljustiz“. Die neue Kriminalitätsstatistik relativiert das Ausmass. Dennoch ist jedes Gewaltdelikt, jeder Raubüberfall einer zu viel.
Gegen Kriminalität braucht es zweifellos Repression und eine Polizei, die nicht korrupt ist. Die Chance, erwischt zu werden, ist dabei wichtiger als die Höhe der Strafen. An der Wurzel packt man das Problem aber mit Chancengleichheit und Sozialpolitik.
Der US-amerikanische Soziologe Merton hat dazu 1938 die sogenannte Anomietheorie formuliert: Der Widerspruch zwischen den als legitim erkannten kulturellen Zielen einer Gesellschaft (etwa Konsum von Statussymbolen) und der ungleichen Verteilung der Mittel (etwa Geld, Einfluss, Beziehungen), mit denen diese Ziele zu erreichen sind, führt zu Anomie. Sind diese Mittel nicht vorhanden, dann werden einige die Ziele mit illegalen bzw. kriminellen Mitteln zu erreichen versuchen.
Je grösser die Chancen sind, sich in der Gesellschaft zu integrieren und aufzusteigen (zB für MigrantInnen) und je kleiner die Chance, aus dem sozialen Netz zu fallen, desto weniger attraktiv ist Kriminalität.